Hinter den Kulissen vom Eiscafe Rialto: Eis ab 18 Jahren, Eis-Herstellung und Leidenschaft für Eis.
Bisingen - Für Michele vom Eiscafe Rialto ist Sommerzeit vor allem eins: Eiszeit. Eis - das ist für ihn eine Philosophie. "Es ist kein Experiment", sondern die perfekte Mischung. Wer ist der Italiener, den man mit seinem dreirädrigen Eisstand derzeit öfter sieht?
Wenn der dreirädrige Zweitakter mit zehn Eissorten näher kommt, wird die Freude immer größer - wie jüngst bei der Lehrer-Verabschiedung in Grosselfingen. Michele: "Da strahlen die Augen der Kinder, sie rennen mir entgegen, klatschen in die Hände. Das macht richtig Spaß”, sagt er im Eiscafe lachend. Beim Vor-Ort-Besuch in der Hauptstraße lässt er gerade Limette-Minze-Eis aus der Maschine. Warum gerade diese Mischung? "Limette allein ist zu streng, die Minze schwächt den Geschmack ab." Nur die perfekte Mischung mache das perfekte Eis. Ein Koch experimentiere ja auch nicht: Er kenne seine Zutaten und stimme sie aufeinander ab. Seit dem Umbau der Theke haben dort 36 Sorten Platz, vergangene Woche waren es erst 24. Übernommen haben der Italiener aus der Nähe von Venedig und seine Frau Marina die Eisdiele im April 2018.
Wie er dazu gekommen ist? Ein Bekannter habe ihm verraten, dass da in Bisingen in der Hauptstraße etwas frei wird, das für ihn interessant sein könnte. Und Michele hat zugeschlagen. Eine eigene Eisdiele hat er ohnehin schon immer eröffnen wollen - das liegt ja auch in der Familie. Seine Eltern sind in den 1970er-Jahren nach Deutschland gekommen, und sind hier hängengeblieben. Eigentlich wollten sie nur kurz bleiben, um Deutsch zu lernen. Später eröffnen sie eine Eisdiele bei Heidelberg- und sind geblieben. Michele war vier, als er nach Deutschland gekommen ist. Er konnte weder die Sprache, noch kannte er Kultur und Lebensumstände. Anfangs verständigt er sich mit Händen und Füßen. Michele lachend: "Ich war aber trotzdem immer beliebt, weil meine Eltern Eis verkauft haben. "Nach dem Realschulabschluss bleibt er in der Branche seiner Eltern: Für einen Großhändler beliefert er Eisdielen in ganz Deutschland, lernt die Rohstoffe kennen und begutachtet Produkte. Auch im elterlichen Betrieb hilft er in dieser Zeit immer wieder aus. Und er baut sich das so wichtige zweite Standbein auf: Er vertreibt Ladeneinrichtungen italienischer Architekten. Vor allem in Italien. Zuweilen auch in Deutschland.
Seit vergangenem Jahr führt er die Eisdiele in der Hauptstraße und bietet mit seinem dreirädrigen Ape eine Eisdiele auf drei Rädern. Das Gefährt misst zweimal 1,30 Meter und wäre in den Städten Italiens durch jede Gasse geschlüpft. Es ist sein wichtigster Geschäftszweig: Man kann Michele und den Ape für Hochzeiten, Firmenausflüge oder als Geburtstags-Gag buchen - ein nostalgischer Blickfang, der zum Eisessen einlädt. Michele bietet in der Eisdiele auch ganz ausgefallene Sorten an. Das sind seine Empfehlungen: Mais-Eis, eine Spezialität aus Brasilien, Limette-Minze, belgische Schokolade mit Orange und Pfirsich, pinkes Schokoladeneis und Eis von der Wassermelone. Wie er auf Nachfrage sagt, verwende er keine künstlichen Aromen. Auch empfehlenswert, aber nicht ganz jugendfrei: Stracciatella mit original Baileys zum Beispiel und Malaga mit Rosinen. Da seien schon ein paar Prozent Alkohol drin. Volljährig sollte man mindestens sein, wenn man eine dieser Sorten bestellen will.